Die Gemeinde Hohenbrunn hebt die besondere Bedeutung von Bäumen hervor – den schönen Worten folgen leider keine entsprechenden Taten

Die Gemeinde Hohenbrunn schreibt auf ihrer Website: Bäume sind essentiell für das ökologische Gleichgewicht, verbessern die Luftqualität und bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten. In Hohenbrunn kennen wir die unschätzbare Bedeutung von Bäumen für Umwelt, Klima und Gemeinwohl. Nur ein Lippenbekenntnis, das Hohenbrunn nicht wirklich ernst nimmt?

Wir sind als BUND Naturschutz besorgt, weil der Baumschutz in gemeindlichen Entscheidungen und im gemeindlichen Handeln zusehends keine große Rolle mehr spielt. Das ist angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise geradezu alarmierend. Der Klimawandel ist auch in Hohenbrunn längst angekommen. Dem kann man sich nicht mit schönen Worten entgegenstemmen, die Gemeinde muss vielmehr alle Handlungsoptionen beim Baumschutz ausschöpfen und besonders Großbäume und Waldflächen konsequent schützen und erhalten. Das tut sie nicht.

Jüngstes Beispiel: die Baumentnahmen im Zuge der Baufeldfreimachung Bebauungsplan 82. Auf Grundstücken des Bebauungsplanes 82 „Gewerbepark Hohenbrunn“ fehlen nach unserer Zählung 22 von 34 zu erhaltende Großbäume. Das ist angesichts des ohnehin schon erheblichen Waldeingriffes durch die Ausweisung der Gewerbeflächen ein zusätzlicher erheblicher Naturschaden.

Im Zuge des Planungsverfahrens wurde im Gemeinderat/Bauausschuss seinerzeit lange darum gerungen, zumindest die Bäume zu erhalten, die Planungen und Baumaßnahmen in den jeweiligen Baufeldern nicht unzumutbar einschränken oder behindern. Sie wurden exakt kartiert und gehören zu den Festlegungen des Bebauungsplanes, die nur mit Genehmigung der Gemeinde geändert bzw. von denen nur mit Genehmigung der Gemeinde befreit werden kann. Die zuständigen Gremien wurden damit allerdings nicht befasst. Eine externe Begutachtung der entnommenen Bäume gab es nicht.

Auf unsere intensive Nachfrage hieß es, dass eine größere Baumgruppe von 13 Bäumen an der Straße nach Siegertsbrunn wahrscheinlich durch Windbruch zu Schaden gekommen und entnommen worden sei. Wer dies veranlasst bzw. durchgeführt hat, war nicht zu klären. Außerdem wurden 6 weitere zu erhaltende Großbäume im Zuge der Baufeldfreimachung gefällt, weil dort die Wasserzuführung zum Baufeld realisiert werden soll. Eine im Norden platzierte Ausgleichsfläche wurde fast komplett gerodet, dort gab es mehrere zu erhaltende Bäume und definitiv keine Notwendigkeit, diese zu entfernen. Ersatzweise sollen angeblich Ersatzpflanzungen u.a. auf dem Gelände des neuen Gemeindestadels vorgenommen werden - keine befriedigende Lösung, benötigen Nachpflanzungen doch Jahrzehnte, um den ökologischen Verlust von Großbäumen auszugleichen.

Ein Dauerbrenner seit Jahren: Die unzulässige Flächennutzung im MUNA Wald/Bannwald.
Seit Jahren monieren wir immer wieder, dass im abgeschlossenen Bereich des Waldes Flächen in unzulässiger Weise quasi-gewerblich genutzt werden. Die Lagerflächen der Fa. Swietelsky und des Bauhofs gibt es weiterhin, die Intensität der Flächennutzung und die Art des Lagerguts wechseln. Das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kennt den Missstand und moniert ihn bisher erfolglos. Und schlimmer geht’s immer: angeblich wird sogar daran gedacht, weitere Gewerbeflächen zu Lasten des MUNA-Waldes/Bannwaldes auszuweisen.

Der Bannwald-Schutzstatus ist keine Hürde mehr. Der Bannwaldeingriff für den Neubau des Waldhort & Kindergarten Outback II ging bei einer Gegenstimme im Gemeinderat glatt durch. Diese Entscheidung haben wir in einem offenen Brief an den Bürgermeister und Gemeinderat deutlich und begründet kritisiert. Es ist immer problematisch im Falle einer Gemeinwohleinrichtung Ablehnung zu signalisieren. In diesem Fall erscheint es uns allerdings absurd, ausgerechnet für ein Zukunftsprojekt, ausgerechnet für eine Investition für unsere Kinder und Enkel, Bannwald platt zu machen, obwohl eine Alternativfläche vorhanden war. Herr Straßmair äußerte gegenüber der SZ (Artikel vom 31.05.2024), die Gemeinbedarfsfläche für „Bildung, Erziehung, Soziales“ westlich der S-Bahn (ca. 5000 m² - das entspricht ziemlich genau dem jetzigen Bannwaldeingriff) sei zu klein. Das verstehe, wer wolle. Bei einer Information zum Kita-Neubau im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 20.06.2024 erklärte der Geschäftsleiter wiederum, dass diese Fläche für einen anderen Kitaneubau vorgehalten werde, wenn man später einmal westlich des S-Bahnhofes/südlich der B471 weiterbauen wolle. Es gibt dazu allerdings keinerlei Beschlüsse und keine Planungen – ergo steht eine Alternativfläche zur Verfügung. Inzwischen soll diese Fläche oder Teile davon erst einmal als Parkplatz genutzt werden, eine Tiefgarage für die Realschule ist nicht vorgesehen bzw. wurde so eingespart.

Die Zustimmung zur Fällung einer großen Buche Ecke Riemerlinger Straße/Am Baumgarten – ebenso ein Trauerspiel. Die Entscheidung fiel seinerzeit im Bauausschuss sehr knapp aus. Leider hat keine Fraktion die in der Geschäftsordnung vorgesehene Möglichkeit genutzt, eine nochmalige Behandlung im Gemeinderat zu erwirken. Wir haben deshalb die Kommunalaufsicht um Überprüfung der Entscheidung gebeten. Die Antwort dauerte lange – zu lange!

Anfang August 2024 konnte die Fällung gerade noch verhindert werden (Vogelschutz von März bis Oktober!). Danach ein wochenlanges Hin und Her, immer wieder Nachfragen beim LRA/Untere Naturschutzbehörde mit Hinweis auf die Dringlichkeit. Die Gemeinde ließ sich Zeit mit ihrer vom LRA angeforderten Stellungnahme. Uns ist bekannt, dass seitens Gemeindeverwaltung Förster Karl Einwanger zu Rate gezogen wurde, er bestätigte der Gemeindeverwaltung bei einer Besichtigung, dass die Buche völlig gesund und vital sei. Unsererseits wurde Fachfrau Angela Burkhardt-Keller (Forstingenieurin und zertifizierte Baumkontrolleurin) hinzugezogen, die befand, dass der Baum keinerlei Pilzbefall oder Fäulnis aufweist, wie behauptet. Ihre schriftliche Stellungnahme haben wir im September 2024 sowohl an die Gemeinde, wie auch an die Untere Naturschutzbehörde geschickt und um entsprechende Berücksichtigung beim weiteren Vorgehen gebeten. Es geschah nichts. Anfang Oktober wurde der Baum gefällt. Mit Datum 30.12.2024 erhielten wir schließlich in der zweiten Januarwoche 2025 ein Schreiben vom LRA, das die Baumfällung als „eine denkbare Maßnahme“ legitimiert.

Die Fällgenehmigung im Bauausschuss war eine rein politische Entscheidung. Man hätte die Baumschutzverordnung auf dem Verwaltungswege anwenden können. Dann wäre der von der Verwaltung zunächst vorgetragene, naturschutzfachlich richtige Vorschlag zum Erhalt des Baumes umgesetzt worden. Völlig unverständlich verteidigte die Bauverwaltung die Bauausschussentscheidung gegenüber dem LRA später damit, dass sich “neue Tatsachen“ ergeben hätten. Das ist definitiv falsch!! Die Expertisen von Einwanger und Burkhardt-Keller wurden einfach ignoriert.

So wird das nichts mit dem Schutz der unschätzbar bedeutenden Bäume in Hohenbrunn.